Die Große Chance

Wer wie Opa 1941 nach Abschluss der Formalausbildung als Rekrut in Venedig ankommt und dort erst mal ein paar Tage in Gewahrsam flotter Witwen zubringt, der kann von Glück reden. Ich selber habe ja auch wie er marschieren gelernt aber so viel Glück hat sich denn doch nicht auf meine Person vereinigt.

Opa war also in der düsteren, romantischen Stadt und ließ ein paar Tauben aufsteigen. Was hat er dort sonst noch gemacht? Keiner weiß es. Ich könnte so etwas nicht; grauslich, ich erzähle es lieber nicht. Grauslich, ich sage es Ihnen, und von dem, was später am Balkan war, schon gar kein Wort.

Als Kind habe ich so machen Hauptspeisenteller, den mir der gute Großvater vorsetzen wollte, im Interesse meiner Gesundheit zurückgehen lassen. – Ich hätte den Mann gut und gerne hassen können wie ein Vieh und mochte ihn doch, den sentimentalen Kerl, Trost aller Frauen und seltsamen Schleicher. Er ist mir nicht ähnlich.

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Als am Balkan dann wieder die Bomben krachten, schnappte mich Opa und wollte mich, wie er sich ausdrückte, endlich rausbringen. Ich stand kurz vor dem Abitur und mag mir ein wenig deppert vorgekommen sein, zusammen mit dem parfümierten Mann und einer mir vollkommen unbekannten Frau (die seine Ehefrau spielte) scheinbar nach Jugoslawien auf Urlaub zu fahren.

Der schüchterne, schleimige, zufällig mit mir verwandte alte Knacker setzte sich eine komische Sonnenbrille auf und wir fuhren unerschrocken mitten durchs Kampfgebiet ans Meer.

Ein serbischer Polizist zeigte uns den Vogel, als wir eine buchstäblich ausgeschilderte Frontabsperrung überquerten.

Angekommen am Meer bezogen wir ein hübsches sozialistisches Hotelzimmer. Als es dunkel wurde, sollte ich endgültig raus und an den Waldrand, zu einer Gruppe seltsamer Herrschaften. Durchs Fenster sah ich die Bewaffneten; plötzlich wurde Opa bleich und musste kotzen, seine Begleiterin brüllte mich lautlos an. Ich verstand nichts und blieb im Hotel. Am nächsten Tag fuhren wir nach Haus.

Rausgebracht hat mich bis heute noch keiner.

 

(Bild: Private Aufnahme)

2 Gedanken zu “Die Große Chance

  1. schon mal hier gewesen

    Tja, Volltreffer-versenkt-respektive gelöscht!
    Die, die im innersten vollkommen fertig und nicht rein mit sich selbst und ihren Ahnen und der Geschichte sind-sie löschen ihnen nahegehende Dinge, Wahrheiten, mit denen sie nicht umgehen können/wollen-während sie inhaltlich profane Kommentare, hier Karin B. oder erst recht Oarschausleckkommentare bestehen lassen!
    Das kennzeichnet dich, das vereint dich mit fatalist-das, was ich auch anfangs euphorisch als Hebel dachte, diesen Dreck namens BRD kippen zu können, ist längst gescheitert-an der Umerziehung des Volkes, welche auch eure eigene IST.
    99.73%, Siggi-warum nur?
    Alles Nazi und Verbrecher-muahalla-sodann, bleib in dieser, deiner dir von Fremden verordneten, gel“eerten“ Welt in ewig gefangen…
    Dein und mein Opa hatten wenigstens die Gelegenheit, einer großen Zeit anzugehören und wenige Jahre in Freiheit zu sein!
    Viel Glück, du armes Gewürm 😉

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